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Zur Wirksamkeit der verkehrspsychologischen Rehabilitationsprogramme CONTROL und REAL für alkoholauffällige Fahrer

Zusammenfassung

Die verkehrspsychologischen Rehabilitationsmaßnahmen CONTROL und REAL für alkoholauffällige Kraftfahrer wurden über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren evaluiert. Ihre Zielsetzungen und die Therapiekonzepte werden vorgestellt. Entgegen geläufiger Zwei-Gruppen-Designs stellen die Autoren darüber hinaus ein Modell vor, welches die Einbeziehung unterschiedlicher Validierungskriterien zur Erfassung der Wirksamkeit von Kursprogrammen im Bereich „Driver Improvement“ beinhaltet. Die Wirksamkeit der Kursprogramme wurde anhand verschiedener Selbstbeurteilungsfragebögen im Prä-Post-Design sowie anhand externer Kriterien (Legalbewährung und der MPU-Bestehensquote) ermittelt. Datengrundlage bildeten 837 Klienten. Signifikante Veränderungen innerhalb der psychodiagnostischen Kennwerte weisen auf ein gesteigertes Problembewusstsein und die Aneignung konstruktiver Bewältigungsstrategien der Klienten im Prä-Post-Vergleich hin. Darüber hinaus werden diese positiven Befunde durch eine sehr hohe MPU-Bestehensquote sowie eine geringe Rückfälligkeit innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 36 Monaten belegt.

Ergebnisse

Insgesamt nahmen an der Studie 837 Klienten teil. 341 Rehabilitanden nahmen an dem Kursprogramm CONTROL, 496 Probanden am Rehabilitationsprogramm REAL teil. Männer sind mit einem Anteil von 88,1 % wesentlich stärker vertreten als Frauen. Das durchschnittliche Alter für die Stichprobe beträgt 40 Jahre (SD = 11,56). Der jüngste Klient ist 18 Jahre, der älteste 77 Jahre alt. Der Median liegt bei 39 Jahren. Für die Rehabilitation CONTROL ergibt sich ein Durchschnittsalter von 37 Jahren. Innerhalb der Maßnahme REAL beträgt der Mittelwert 43 Jahre. 309 Klienten waren bei einer Begutachtungsstelle für Fahreignung vorstellig, haben aber noch an keiner MPU teilgenommen (BfF ohne MPU). 420 berichteten von einer oder mehreren vorausgegangenen MPU, wobei die Mehrzahl der Klienten erst eine negative MPU durchlaufen hat. Das Maximum liegt bei 5. Hinsichtlich der Gruppen CONTROL und REAL ergeben sich bei der Verteilung keine signifikanten Unterschiede.

Die durchschnittliche Blutalkoholkonzentration (BAK) der Klienten liegt bei 1,93 (SD = ,49) Promille. Der Mittelwert der Blutalkoholkonzentration liegt für Klienten des Programms REAL bei 2,1 Promille und damit deutlich über dem Mittelwert der Klienten von CONTROL, die im Mittel einen Wert von 1,7 Promille BAK aufweisen.

MPU-Bestehensquote

Ein Großteil der Klienten erzielte nach Beendigung der Rehabilitationsprogramme ein positives Gutachten. 520 von 551 erreichten Klienten berichten nach Selbstaussagen ein positives Gutachten. Dieses entspricht einer Quote von 94,4 %. Getrennt nach den Kursprogrammen
erzielten 93,6 % der Klienten des Programms CONTROL ein positives MPU-Ergebnis und 94,9 % der Klienten des Programms REAL. Die Unterschiede zwischen den Programmen sind statistisch nicht bedeutsam. Als zusätzliches Maß für die Bestehensquote kann ebenfalls noch die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis betrachtet werden, wenn man davon ausgeht, dass eine positive MPU eine Voraussetzung für die Wiedererteilung darstellt. 513 Klienten gaben Ihr Einverständnis zur Abfrage im VZR des KBA, um das innerhalb der Post-Messung gebeten wurde. Davon konnten bei 377 Klienten eindeutige Auskünfte über die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis vom KBA gegeben werden. Bei 361 (95,8 %) Klienten erfolgte eine Wiedererteilung der Fahrerlaubnis. Das Rehabilitationsprogramm CONTROL erzielte einen Wert von 96,9 %, das Programm REAL einen Wert von 95,0 %. Auch hier sind die Unterschiede statistisch nicht bedeutsam.

Die Befunde zeigen zum einen, dass die Selbstauskünfte sehr ehrlich erfolgten, da beide Maße stark miteinander korrespondieren. Offen bleibt jedoch die Frage, warum die KBA-Quote höher ausfällt als die der Selbstauskünfte. Zum einen können hier Stichprobeneffekte eine Rolle spielen. Auf der anderen Seite ist aber auch denkbar, dass für die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis nicht in allen Fällen eine positive MPU-Begutachtung zwingend notwendig war.
Vergleicht man diese Quoten mit Ergebnissen aus anderen Studien, so zeigt sich die hohe Wirksamkeit der Rehabilitationen. Neuere Erhebungen, z. B. IVTHö (1994), VPP (1997) und PRONON (1999) berichten Werte zwischen 85,1 % und 96,2 %. nach Absolvierung eines Rehabilitationsprogrammes. Eine MPUQuote von 94,4 % positiv Begutachteter in unserem Fall spricht demnach für die hohe Effizienz der Rehabilitationen REAL und CONTROL.

Ergebnisse der Legalbewährung

Hinsichtlich der Legalbewährung konnten bei 358 Klienten Auskünfte vom KBA erteilt werden. Lediglich 15 Teilnehmer wurden innerhalb des Untersuchungszeitraumes erneut auffällig. Dieses entspricht einer Quote von 4,2 % und belegt deutlich die Wirksamkeit der Rehabilitationsprogramme. Eine Aufschlüsselung nach Kursprogrammen zeigt, dass 4 Probanden der Gruppe CONTROL und 11 Klienten der Gruppe REAL auffällig wurden. Die Rückfallquote der Gruppe REAL liegt demnach mit 5,3 % höher als in der Gruppe CONTROL, die einen Wert von 2,6 % erreicht. Auch dieser Unterschied ist statistisch nicht bedeutsam.
Gemäß dem Leitfaden der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sollte eine Rückfallquote nicht über 18,8 % liegen (Schmidt & Pfafferott, 2002). Dieser Referenzwert geht auf die Ergebnisse von Winkler et al. (1988) zurück. Angesichts dieser Vorgabe erzielen die Rehabilitationsprogramme CONTROL und REAL ein beachtliches Ergebnis und können zu Recht als nachhaltig wirksam bezeichnet werden. Zudem zeigt sich auch hier erneut, dass CONTROL und REAL im derzeitigen Trend liegen, wenn Befunde aus aktuelleren Untersuchungen herangezogen werden. Zuletzt dokumentierten Birnbaum et al. (2005) für das Modell IRAK-S eine Rückfallquote von 4,7 %. Die Rückfallquoten anderer Programme für alkoholauffällige Kraftfahrer, z. B. IVT-Hö (1994), VPP (1997) und PRONON (1999) lagen zwischen 3,6 % und 6,4 % nach 36 Monaten Beobachtungszeit.